Der Gedanke daran ist faszinierend: Man kann hunderte Blogposts verfassen, ganze Bücher in kurzer Zeit schreiben und auch diejenigen, die der deutschen Sprachen noch nicht mächtig oder im Texten noch ihre Schwächen haben, können mithalten. Der Content von größeren Redaktionen und Verlagen erhält auf einmal Gegenwind. Solche Technologien könnten, wenn sie den Menschen frei zur Verfügung stehen, neue Arbeitsplätze schaffen.
Doch wie sieht es in der SEO-Welt aus? Ich bin generell neuen, innovativen Technologien und Möglichkeiten aufgeschlossen. Vorausgesetzt sie stiften einen Nutzen für die digitale Welt. Bei ChatGPT ist man sich nun nicht sicher, ob man fasziniert oder schockiert von den Möglichkeiten der AI-Welt sein soll.
Und wird dieses System die SEO-Welt umkrempeln? Wenn ja, bin ich gerne dabei. Zu sehr haben wir unser Business nur von Google diktieren lassen. Ein wenig Konkurrenzkampf und mehr Abwechslung wären willkommen. Was dieser künstliche Chat-Robot nun kann, welche Möglichkeiten und Risiken sich eröffnen und was ich von ChatGPT halte, erfahrt ihr hier im folgenden Abschnitt.
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Was ist ChatGPT?
Hier ist eine kleine Vorstellungsrunde von ChatGPT selbst:
„ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer) ist ein großes Sprachmodell, das von OpenAI entwickelt wurde. Es basiert auf der Transformer-Architektur und wurde mit Milliarden von Texten trainiert, um natürliche Sprachverarbeitungsaufgaben auszuführen, wie z.B. Textgenerierung, Sprachverständnis und Übersetzung.
Das Modell besteht aus mehreren Schichten von neuronalen Netzen, die auf der Grundlage von Millionen von Texten trainiert wurden. Es verwendet ein unüberwachtes Lernverfahren, um Muster in den Texten zu erkennen und eine interne Darstellung der Sprache zu erstellen.
Das Modell kann verwendet werden, um natürliche Sprache zu generieren, indem es eine Eingabe erhält und dann Vorhersagen darüber macht, welches Wort als nächstes kommt, basierend auf dem Kontext der vorherigen Wörter. Es kann auch verwendet werden, um Texte zu verstehen, indem es eine Eingabe analysiert und die Bedeutung der Wörter und Sätze extrahiert.
ChatGPT kann in verschiedenen Anwendungen eingesetzt werden, wie z.B. Chatbots, Sprachassistenten und automatische Übersetzung. Es ermöglicht eine natürlichere und präzisere Interaktion zwischen Menschen und Maschine.„
Die Vorstellung ist faszinierend. Man stellt dem Chatbot eine Frage oder gibt eine Handlungsanweisung und schon wird man mit einer Fülle an logisch klingenden Antworten verzaubert. Dabei kann man simple Fragen stellen, einen Befehl geben oder dem Chatbot eine Aufgabe stellen, die dieser dann lösen kann. Auch ganze Texte können umgeschrieben und neu verfasst werden. Grammatik und Ausdrucksweise sind fehlerfrei.
ChatGPT kann aber noch mehr. Gedichte, Reden, Argumentationen, Seminararbeiten könnten mit weniger Zeitaufwand verbunden werden. Der große Vorteil von ChatGPT: Es ist schnell und kann Prompts und Briefings sehr gut umsetzen. Für viele Branchen, die mit Texten arbeiten, kann es ein großer Vorteil sein. Jobs, die im redaktionellen Umfeld angesiedelt sind, erleben einen Boost an hochwertigeren Inhalten.
Einsatzmöglichkeiten von ChatGPT
Vor allem im redaktionellen Bereich kann sich die Arbeit niederschlagen. Ganze Magazine, Blogs und Zeitschriften können mit einer Welle an neuen Texten geschmückt sein. Zugehörige Branchen wie Online-Marketing, Redaktionsarbeit oder PR könnten davon profitieren. Einfach gesagt: Alle Branchen, die in irgendeiner Art und Weise mit Texten in Berührung kommen, könnten ChatGPT als neues Standardwerkzeug für ihr Arbeit nutzen.
Können die Texte problemlos genutzt werden?
Die von ChatGPT erstellten Texte werden durch ein künstliches Netzwerk erstellt und unterscheiden sich je nach Anforderungen und Texteingabe. Auf diese Weise hat man kein Duplicate Content oder einen kopierten oder umformulierten Inhalt von anderen Webseiten. Im Hinblick auf das Urheberrecht solltet ihr aber die Richtlinien der OpenAI ganz genau verfolgen. Die Texte werden über eine API zur Verfügung gestellt. Das bedeutet aber nicht, dass ChatGPT unbegrenzten Zugang zu allen Anwendungsformen und sich auf Daten stützt. Hinzu kommt, dass die gegebenen Infos nicht mit Sicherheit korrekt sind.
Im Hinblick auf die Weitergabe von wichtigen Informationen sollte Vorsicht geboten werden, wenn die Infos aus ChatGPT ohne Quellenangabe erfolgt. Das ist auch bei Diplomarbeiten oder Doktorarbeiten der Fall. Ohne exakte Quellverweise sind solche Arbeiten ungültig.
Wie gut sind die Texte – einige Beispiele im Härtetest
Kommen wir zu den Schwächen, den dieses System hat. Wenn ihr mich fragt, ob das System zu bestimmten Themen einen SEO-Texter schlagen kann oder bessere SEO-Texte schreiben kann, lautet meine Antwort aktuell nein.
Zwar sind die redaktionellen Ergebnisse bemerkenswert und können durchaus gut ranken. Aber es hat aufgrund seiner Einschränkungen einige größere Schwachstellen, die ich anhand von Beispielen mal aufzeige.
Beispiel 1: Liste mir alle Running Sushi Restaurants in München mit Angabe der Homepage und den Preisen auf.
Das Beispiel ist interessant, weil ich für diese Suchbegriffskombination in München bei Google ganz oben stehe. Dieser selbst verfasste Text ist schwierig zu schreiben. Man muss viel recherchieren, stets up to date sein, den Inhalt in einer bestimmten Form präsentieren.
Die Ergebnisse sind im Zeitverlauf recht unterschiedlich:
In der ersten Version war es eine komplette Thema Verfehlung. Es wurden zwar Lokalitäten genannt mit Home-Page und Preisen. Aber es sind keine Running Sushi Restaurants. In der zweiten Version muss das System einknicken und gesteht:
„Es tut mir leid, aber ich habe keine aktuellen Informationen zu den Running Sushi Restaurants in München oder deren Preisen. Meine Wissensdatenbank wurde im September 2021 erstellt und ich habe keinen Zugriff auf Echtzeitinformationen. Es empfiehlt sich, eine Suchmaschine zu verwenden oder lokale Restaurantführer zu konsultieren, um aktuelle Informationen zu erhalten.“
ChatGPT gibt reumütig zu, dass es in diesem Fall nicht draufhat. Jeder andere Mensch, der ein bisschen googlen kann, schreibt bessere Ergebnisse.
Beispiel 2: Erstelle eine „Über Mich“ Seite
Dafür teile ich ChatGPT meine Webseite mit. Und siehe da: Das Ergebnis ist völlig unbrauchbar. In der ersten Version werde ich als Fotograf noch beschrieben. In dieser Version bin ich Webentwickler. Es geht zumindest in der neuen Version in die richtige Richtung. Auch bei dieser Version ist das Thema verfehlt.
Beispiel 3: Liste mir alle Sehenswürdigkeiten von Ben Tre in Vietnam auf
Da ich des Öfteren dort bin und auch mein zweites Home Office eingerichtet habe, weiß ich ganz genau, welche Sehenswürdigkeiten da im Trend sind (auch wenn sie überschaubar sind).
Auf den ersten Blick sieht es schon mal gut aus. Die Aufzählung von mehreren Punkten scheint bei ChatGPT typisch für die Texterstellung zu sein. Dann schauen wir uns den Text mal genauer an. Die hier gelisteten Kokosnussplantagen in Ben Tre sind keine Sehenswürdigkeit. Sie wachsen einfach auf Bäumen, während man mit dem Auto oder dem Moped durch die Provinz reist. Hier ist auch keine spezielle Plantage gemeint. Das Vogelschutzgebiet kann man gerade noch gelten lassen. Von der Dong Khoi Insel habe ich noch nie was gehört.
Auch bei den Suchmaschinen muss ich mit der Lupe suchen. Es gibt vielleicht das Dong Khoi Guerrilla Village. Auch der Dong Khoi Park in der Stadt Ben Tre ist beliebt. Wurde hier vielleicht was verwechselt oder falsch übersetzt? Die Vinh Trang Pagode ist eine gute Empfehlung, liegt aber in der Provinz My Tho. Das ist eine Ecke weiter weg.
Man merkt: Wenn es nicht genügend Daten oder Reiseblogs mit den entsprechenden Bezeichnungen zu den Orten gibt, tet sich ChatGPT sehr schwer. Bei Weltstädten wie London oder Paris sollte es aber keine Probleme geben.
ChatGPT doch nur eher als textliche Unterstützung gedacht?
Ich kann mir bei den Ergebnissen und bei der fehlenden Aktualität kaum vorstellen, dass man damit Bücher oder E-Books schreibt. Ist das Tools doch nicht so großartig, wie es gehyped wird. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nur festhalten, dass es gegen einen erfahrenen SEO-Texter kaum Land sieht. Die menschlich erstellten Texte mögen zwar grammatikalisch und sprachlich nicht korrekt sein. Und manchmal könnten auch Inhalte fehlen.
Doch die menschlichen Faktoren (die Leidenschaft, Begeisterung, Freude, Emotionen und andere Gefühlsregungen) kann kein künstlicher Chatbot erzeugen.
ChatGPT & SEO – neue Möglichkeiten
Nichtsdestotrotz ergeben sich in der Suchmaschinenoptimierung viele weitere Möglichkeiten, die ein gewisses Maß an Zeitersparnis und die Prozesse noch effizienter gestalten können. Vorab gesagt: Solche künstlichen Chatbots können die Suchmaschinenoptimierung nicht verdrängen.
SEO besteht aus verschiedensten Disziplinen der Technik bis hin zu Content, Linkaufbau, Usability und den analytischen Aufgaben z.B. im Monitoring. Es sind hunderte Rankingfaktoren, woraus sich die unterschiedlichsten Tasks ergeben.
ChatGPT deckt ja nur den redaktionellen Bereich ab. Aber selbst da sind menschliche Analysen, Audits und permanente Prüfungen nötig. Allein kann ChatGPT SEO nicht steuern. Wie denn auch? Es hat keine Crawler, hat keinen Zugriff auf das Backend oder den Quellcode, informiert euch nicht, wenn die Seite mal down ist.
Aber ich weiß auch, dass ein einzigartiger Content das Zeug dazu hat, ganz oben bei Google zu landen, selbst wenn die Technik ausbaufähig ist oder kaum Backlinks aufgebaut werden. Und dann sind noch die zugehörigen Bereiche, die sich ein wenig in die technische Richtung bewegen. Hier sind ein paar wundervolle Beispiele:
Metadaten automatisch befüllen
Wenn man eine Liste an Seiten hat, die man befüllen will, kann man mehrere Seiten nehmen und dem System sagen, dass sie zu jeweils maximal 130 Zeichen die Description schreiben. Zur Erinnerung. Titles und Description sind Bestandteile der Suchergebnisse, die man individuell editieren kann. Im Idealfall seht ihr bei den Suchergebnissen bei Google oder Bing ganz genau den Title und die Description, die ihr festgelegt habt.
Mit ChatGPT kann man nun dem System die Aufgabe einfach geben, dass die Daten befüllt werden, damit ihr sie später auf den Seiten einpflegt. Das ist eine gewaltige Arbeitserleichterung. Die Beschreibungen hier sind auch sehr authentisch geschrieben.
Ihr könnt Chat GPT sagen, dass sie im bestehenden Content weitere interessante Suchbegriffe einbauen.
Das ist schon eine beeindruckende Leistung. Das würde bedeuten, dass man jedes Keyword auf die Schnelle in einen bestehenden Text einbauen kann und zusätzlich kommen weitere Infos dazu. Der Text erhält auf diese Weise eine gewisse Dynamik.
Keywords finden
ChatGPT fungiert sogar als SEO-Tool an sich. Basierend auf den Daten des Google Keyword Planners können sogar relevante Suchbegriffe zu einem bestimmten Thema aufgelistet werden. Theoretisch könnt ihr all diese Begriffe nehmen und einen Text gestalten lassen. Die Chancen für mehrere Suchbegriffe in den SERPs gefunden zu werden, sind nicht schlecht.
Inhaltsverzeichnis erstellen
Sogar ein strukturierter Aufbau ist möglich. Beispiel: Ihr gebt ChatGPT vor, dass sie für einen 1000 Wörter Text eine Gliederung zum Thema Blind Date in München erstellen und dabei Begriffe wie Singles und Kennenlernen berücksichtigen.
Schon wird ein sinnvolles Inhaltsverzeichnis aufgebaut, das in der Suchmaschinenoptimierung durchaus ranken kann.
Skripte und Codes schreiben
ChatGPT kann im Bereich Technical SEO euch auch unterstützen. Zwar kann es Seiten nicht so komplett durchcrawlen wie gewünscht. Aber es kann beispielsweise eine Vorlage geben. In diesem Fall wird ein Code mit bestimmten Attributen gefordert für einen Online-Shop, also quasi eine Template Vorlage. Und siehe da: Es funktioniert ganz! Hier wird sogar noch eine Anleitung gegeben, welche Angaben noch ersetzt werden.
Anderes Beispiel, was in den Schema.org Vokabularien nicht berücksichtigt wird: Baue zu einer Stellenanzeige für ein JSON LD Skriptcode das „Direct Apply“ ein. Sieht hier schon mal gut aus. Allerdings fehlt mit dem Datum der Erstellung ein wichtiges Attribut. Dieses kann man aber in einer Zeile simpel ergänzen.
Wollt ihr das bei den Skriptcodierung für die Markups spezifische Attribute wie Gewicht, Tragfähigkeit, Hersteller usw., kann euch ChatGPT ebenfalls helfen. Beeindruckend, was man im technischen Bereich alles rausholen kann.
Sogar bei der Analyse, ob das Skriptcode korrekt ist, spuckt der ChatBot eine richtige Antwort aus.
Herausforderungen bei der Nutzung von ChatGPT
Wenn ihr ChatGPT nutzt und neue Texte erstellt, gelten die gleichen Regeln, wie wenn ihr den Text selbst schreibt. Korrektheit und Angaben von Fakten und Zahlen sind hier einige der großen Herausforderungen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man eine Seminararbeit schreibt, ohne auf wichtige Quellangaben zu verweisen.
Das Brisante an Uni-Aufgaben liegt hierin, dass auf eine schriftliche Arbeit in der Realität eine mündliche Prüfung erfolgt. Jeder Mensch mit wenig Grips im Hirn und Anstand erstellt eigene Recherchen, macht eigene Theorien und kann sein Wissen entsprechend in die Arbeit einfließen lassen.
In der Suchmaschinenoptimierung sehe ich folgende Risiken.
Google mag keine AI-generierten Inhalte
Inhalte, die komplett mit AI Tools geschrieben werden, genießen bei Google nicht die gewünschte Qualität und werden in den Rankings mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so durchkommen, wie man sich das wünscht. Wenn ihr euch vornehmt, ganze Blogs oder Magazine mit ChatGPT zu schreiben, werdet ihr wahrscheinlich das Nachsehen haben.
Anhand der oben genannten Beispiele gibt es erhebliche Defizite. Klar, man kann Begriffe beschreiben, Best-List erstellen und auf künstliche Weise Argumente in den Text einbringen.
Aber bestimmte Texte werden dann immer wieder durchgekaut, so dass sie keine Einzigartigkeit besitzen und somit langweilig wirken.
Außerdem wichtig zu wissen:
AI-Content kann leicht identifiziert werden, wie man es beispielsweise hier unter https://writer.com/ai-content-detector/ testen kann.
Inhalte eigenhändig und nutzt ChatGPT als ergänzendes Werkzeug. Ich werde auf keinen Fall neue Webseiten mit AI Content schreiben lassen.
Bei bestimmten Themen mit enzyklopädischem Verwendungszweck kann man das nutzen, wenn die Zielsetzung für hohe Rankings nicht gegeben sind. Ich denke aber, dass man sich von der Vorstellung loslösen sollte, dass ChatGPT einem die Arbeit komplett abnimmt. Das wird es nicht.
Gute Texte aus menschlicher Hand sind deswegen weiter gefragt.
Risiken für die Glaubwürdigkeit der Texte
Eure Inhalte sind eure Visitenkarten, fest verankert und verknüpft mit eurem Stil, euren Theorien und eurer Philosophie. Bei intensiver Nutzung von ChatGPT auf breiter Masse läuft man Gefahr, der Internetwelt Texte zu liefern, die nahezu identisch sind, sich ähneln und keine anderen Meinungen zulassen. Plötzlich hat jeder die gleiche Meinung zum Thema.
Freigeist und kritisches Denken und eigene Meinungen sind auf einmal rar. Denn wir lassen anderen das Denken, wenn wir uns zu stark davon abhängig machen.
Chatbots können unsere Arbeitsprozesse verbessern
Beim Nutzen müsste man sich ein wenig von SEO & Online Marketing Prozessen wenig distanzieren und den sinnstiftenden Nutzen für die die Gesellschaft finden. Solche technischen Innovationen können Arbeitsplätze vernichten, aber auch neue Stellen schaffen, neue Ideen und Prozesse schaffen und entlang aller wichtigen Branchen.
Für mich war es immer wichtig, dass Unternehmen mit ihrem eigenen Wording und Philosophien ihre Texte selber verfassen und sie Im Zweifel von einem erfahrenen SEO gegenprüfen lassen. Das ist nun möglich, wenn man die Werkzeuge mit Bedacht einsetzt.
Mein Fazit zu ChatGPT: Es ist ein sehr faszinierendes Tool, das in vielen Bereichen euch die Arbeit abnimmt. Es ist aber kein Ersatz für einen guten Texter. Dieser wird auch in ferner Zukunft sehr gefragt sein, wenn ihr einzigartige Inhalte schreiben wollt. Ein SEO, der ChatGPT als Werkzeug für euch sinnvoll nutzen kann, kann einen deutlichen Mehrnutzen erzeugen.